ATOM-Energie-Newsletter vom 15. September 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
wieder einmal ist viel passiert, seit dem letzten Newsletter im Juli. Am Persischen Golf ist der erste arabische Atomreaktor ans Netz gegangen, in Belgien wurde eine Klage gegen den Pannenmeiler Tihange 2 abgewiesen und in Deutschland rückt die Verkündung der Teilregionen für eine dauerhafte Lagerung des hoch-radioaktiven Atommülls immer näher. Derweil versuchen Atomkraft-Befürworter*innen, auf den letzten Drücker doch noch eine Laufzeitverlängerung ins Spiel zu bringen. Über all diese Entwicklungen berichten wir in diesem Newsletter und würden uns wie immer sehr über Ihre Rückmeldungen, Fragen und Anregungen freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Alex Rosen
Co-Vorsitzender der deutschen Sektion der IPPNW
Dr. med. Alex Rosen ist Co-Vorsitzender der IPPNW.
Der Chemiker Dr. Rainer Moormann und die Historikerin Dr. Anna Veronika Wendland haben am 16. Juli 2020 in einem Gastbeitrag für die ZEIT-Rubrik „Streit“ gefordert, die deutschen Atomkraftwerke angesichts des Klimanotstandes weiterlaufen zu lassen. Diesem Artikel widerspricht der IPPNW-Co-Vorsitzende Dr. Alex Rosen in einer Replik, deren Veröffentlichung die ZEIT nach anfänglicher Zusage abgelehnt und den Pro-Atom-Artikel unerwidert gelassen hat. In seiner Replik deckt Dr. Rosen die offensichtlichen Trugschlüsse der beiden Atomkraftbefürworter auf.
Barakah Reaktor im Bau, 17.05.2017, Wikipedia, (c) Wikiemirati
Seit diesem Sommer gehören die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zur Liste der Atomstaaten. Am 1. August 2020 begann der neue Atomreaktor Barakah 1 Strom zu produzieren. Die Regierung gibt an, ein rein friedliches Atomprogramm zu verfolgen, doch die Bedenken bezüglich der Sicherheit, der Proliferationsrisiken und der Gefahren durch Anschläge sind erdrückend. Besonders ein Szenario macht den Expert*innen Sorgen.
Zwischenlager Ahaus (c) BGZ mbH
Wenige Wochen bevor mögliche Standorte für eine dauerhafte Lagerung von hoch-radioaktivem Atommüll benannt werden, warnt der BUND in einer Studie vor den wachsenden Risiken der immer länger andauernden oberirdischen Zwischenlagerung dieser Atomabfälle. Atommülllager haben seit Jahren keine erforderlichen atomrechtlichen Genehmigungen mehr und werden eigentlich nur noch im Ausnahmezustand betrieben, notwendige Sicherheitseinrichtungen werden nicht nachgerüstet, dringend erforderlich Neubauen kommen nicht voran. Und immer mehr wird die Öffentlichkeit mangelhaft oder gar nicht beteiligt, wenn es um Sicherheitsfragen bei der Atommülllagerung geht.
Tihange Kühltürme (c) Michiel Verbeek
Am 3. September hat ein Gericht in Brüssel die Klage der „Dreiländerregion gegen Tihange“ auf sofortige Stilllegung des maroden Atomreaktors Tihange 2 in erster Instanz abgewiesen. Enttäuscht reagierten Kläger*innen, u.a. der Städte Aachen, Maastricht und Wiltz, sowie der Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz. Gleichzeitig war man der Meinung, dass man schon viel bewegen konnte durch die Klage.
Cs-137 durch Tschernobyl im Oberboden Mitteleuropas. (c) Meusburger et al.
Schweizer Forscher*innen haben die radioaktive Belastung der europäischen Böden genauer als je zuvor analysiert. So können Hotspots der Belastung identifiziert und die unterschiedlichen Anteile des überirdischen Atomwaffentests und der Atomkatastrophe von Tschernobyl unterschieden werden.
Helfen Sie mit
Abschließend hätten wir noch folgende Bitte: Leiten Sie diesen ATOM-Energie-Newsletter an Interessierte weiter. Und: Der Newsletter kann über dieses Formular kostenlos abonniert werden.