Schlechte Darstellung im Email-Programm? Im Browser aufrufen.

IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.09.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

die Strahlenbelastung am Katastrophenreaktor von Fukushima ist viel höher als Tepco bisher zugegeben hat. Die Belastung an drei Tanks beläuft sich nach Angaben des Unternehmens auf 2.200 Millisievert pro Stunde. Wenn ein Mensch dieser Strahlung etwa vier Stunden lang ausgesetzt ist, wirkt sie tödlich. Die hohe Anzahl von Schilddrüsenkrebsfällen bei Kindern in der Präfektur Fukushima bestärkt die IPPNW in ihrer Auffassung, dass es im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen der atomaren Katastrophe keinen Grund zur Entwarnung gibt. Im Gegenteil: Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe ist die Zahl der Schilddrüsenkrebsfälle auf 18 gestiegen.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Wilmen

Schilddrüsenkrebs in Fukushima - erste sichtbare Folge der Atomkatastrophe?

Schilddrüsenuntersuchung bei einem japanischen Mädchen in der Fukushima-Klinik. Foto: Ian Thomas Ash

Die deutsche Sektion der IPPNW sieht die drastische Erhöhung der radioaktiven Strahlenbelastung an den Katastrophenreaktoren in Fukushima mit großer Sorge. Auch im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil: Die erschreckende Zahl von Schilddrüsenkrebsfällen bei Kindern unter 18 Jahren in der Präfektur Fukushima bestärkt die Befürchtung der IPPNW, dass in den kommenden Jahren eine außerordentliche Zahl weiterer Krebsfälle zu erwarten ist. Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe ist die Zahl der Schilddrüsenkrebsfälle auf 18 gestiegen. 25 weitere Kinder unter 18 Jahren haben vermutlich ebenfalls Schilddrüsenkrebs, wurden jedoch bislang noch nicht operiert. mehr 

Bisherige Messungen in Fukushima unzulänglich

H4 tank area being patrolled at Fukushima Daiichi Nuclear Power Station, Foto: Tepco

TEPCO pumpt zur Kühlung der havarierten Reaktorkerne in Fukushima täglich hunderte Tonnen Wasser in die Kraftwerksruinen. Dabei fallen große Mengen von radioaktiv kontaminiertem Abwasser an. Dieses wird derzeit noch in großen Auffangcontainern nahe der Kraftwerke gelagert. Zur Zeit handelt es sich um mehr als 300.000 Tonnen radioaktiver Flüssigkeiten - Tendenz steigend.

Kontaminiertes Wasser fließt in den Pazifik

Verteilung der radioaktiven Kontamination im pazifischen Ozean. Aus einem Video des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel.

Seit Mitte Juli 2013 ist bekannt, dass kontaminiertes Wasser aus dem Untergrund im Gelände des Kraftwerks Fukushima Daiichi eine unterirdische Sperre aus glasverstärktem Beton überwunden hat und in das Hafenbecken vor den Unglücksreaktoren und von dort weiter in den Pazifik fließt. Es könne sich um eine Menge von etwa 400 Tonnen (400.000 Liter) täglich handeln, teilte die Betreiberfirma Tepco der japanischen Atomaufsicht am 2. August 2013 mit.

Fehlende Mädchen in Kuba

In Kuba wurden unmittelbar nach Tschernobyl im Jahr 1987 deutlich mehr Jungen geboren als statitisch zu erwarten gewesen wäre. Foto: Escla, wikimedia

Im Dezember 2011 wurde im „American Journal of Epidemiology“ die Arbeit einer Autorengruppe aus Kuba und Großbritannien veröffentlicht, die auf einen extrem angestiegenen Jungenanteil bei den Geburten in Kuba in den 1990er Jahren hinwies. Die Erklärung liefert nun die Autorengruppe Scherb, Kusmierz und Voigt, die auch schon die Mädchenlücke in der Umgebung von Atomkraftwerken und Nuklearanlagen entdeckt hatte, in einem im August 2013 im „Environmental Health Journal“ erschienen Beitrag, der in dieser Ausgabe vorgestellt wird. Demnach ist anzunehmen, dass Kuba mit radioaktiv belasteten Lebensmitteln aus Russland beliefert wurde. (Aus dem aktuellen Strahlentelex Nr. 640-641)

Die Strahlenbelastung hat stetig zugenommen

Die Messungen der Radioaktivität in Fischen und Meeresfrüchten, Algen und Sediment, die vor der Küste Fukushimas durchgeführt wurden, sind hoch.

Der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986 verursachte auch im Jahr 2011 noch einen, wenn auch geringen Beitrag zur sogenannten zivilisatorischen Strahlenbelastung. Das schreibt die Bundesregierung in einer Unterrichtung über Umweltradioaktivität und die Strahlenbelastung im Jahr 2011 (Bundestagsdrucksache 17/14395 vom 12. Juli 2013). Darin wird sowohl über die natürliche Strahlenbelastung, die zivilisatorisch verändert sein kann, als auch über die zivilisatorische Strahlenbelastung durch kerntechnische Anlagen sowie durch Auswirkungen von Unfällen in Atomkraftanlagen berichtet. (Aus dem aktuellen Strahlentelex Nr. 640-641/2013)