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IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.05.2014

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

am gestrigen Samstag, den 10.5. demonstrierten in Berlin rund 12.000 Menschen gegen die derzeitige Energiepolitik unserer Regierung. Sie will den Zubau der Erneuerbaren Energien mit einem Ausbaudeckel und massiven Förderkürzungen ausbremsen; Klientelpolitik für die angeschlagenen Energiekonzerne. Zudem droht damit eine neue Debatte um längere AKW-Laufzeiten. Dass wir diese Politik nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen, zeigen die Nachrichten in diesem Fukushima-Newsletter. Die Situation im AKW Fukushima-Daiichi ist alles andere als unter Kontrolle. Täglich fallen Hunderte Tonnen radioaktiv kontaminiertes Wasser an, die japanische Regierung spielt die Folgen der Katastrophe weiterhin herunter. Die gute Nachricht ist aber: Auch in Japan werden immer mehr Stimmen laut, die eine Energiewende fordern.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Wilmen

Physicians Against Nuclear Weapons fordern bessere Überwachung der Folgen von Fukushima

Date City, Japan: Die Strahlenbelastung ist trotz Dekontamination hoch. Foto: Ian Thomas Ash, documentingian.com

Die japanischen Organisation „Physicians Against Nuclear Weapons“ (PANW) haben Ende April ein Statement veröffentlicht, in dem sie eine bessere Überwachung der Folgen von Fukushima und mehr Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung fordern. Sie protestieren darin auch gegen den Druck der japanischen Regierung auf Evakuierte, in die radioaktiv belasteten Gebiete zurückzukehren. Die IPPNW hat die dortigen Strahlenbelastungen wiederholt als inakzeptabel hoch verurteilt. Auch sollte die Beweislast der gesundheitlichen Gefährdung nicht bei den Betroffenen liegen. Die PANW haben nach dem Super-GAU in Fukushima ihre Aktivitäten auch auf die gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe ausgeweitet. Die Ärzte-Organisation hat eine Reihe von Empfehlungen für strengere und effektive Strahlungsüberwachung veröffentlicht, fordert vollständigeren und transparenten Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und umfassende Gesundheitsversorgung für alle, die in kontaminierten Gebieten leben oder von dort evakuiert wurden. 

Fraglicher Schutzwall soll mit Steuergeldern finanziert werden

Temporäre Tanks für die Grundwasser-Umleitung auf dem Gelände des havarierten AKW Fukushima-Daiichi. (Foto: TEPCO)

Rund 400 Tonnen Grundwasser fließen täglich aus den Hügeln der Umgebung auf das Gelände des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi. Die Betreiberfirma TEPCO hat nun mit Genehmigung der japanischen Regierung und mit Zustimmung der örtlichen Fischer begonnen, radioaktiv belastetes Wasser, das einen bestimmten Grenzwert nicht überschreitet, direkt in den Pazifischen Ozean zu leiten. Wie viel kontaminiertes Wasser täglich abgleitet wird, ist jedoch unklar. 430.000 Tonnen radioaktiv belastetens Wasser lagern zurzeit auf dem Gelände des Atomkraftwerks und die circa 700 Tonnen (Grundwasser und Kühlwasser) die täglich dazukommen, sind eines der größten Probleme beim Versuch, die Lage in den havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu bekommen. Ab Juni soll nun ein Schutzwall aus gefrorenem Erdreich gebaut werden, der verhindern soll, dass weiterhin Grundwasser in die havarierten Reaktorgebäude eindringt. Der Staat finanziert das mit 47 Milliarden Yen Steuergeld. Ob der Schutzwall wirklich funktioniert und welche neuen Probleme er kreiert, ist jedoch laut der kritischen Plattform fukuleaks.org mehr als fraglich.

Neues Anti-Atom-Forum gegründet

Junichiro Koizumi. Foto: Fabio Rodrigues Pozzebom/ABr

Die ehemaligen japanischen Premierminister Junichiro Koizumi und Morihiro Hosokawa haben im Mai dieses Jahres ein Anti-Atom-Forum ins Leben gerufen, das die Erforschung erneuerbarer Energiequellen fördern soll und das Kandidaten, die sich gegen Atomkraft und für den Ausbau erneuerbarer Energien einsetzten, im Wahlkampf unterstützen will. Hosokawa kandidierte bei der Tokioter Gouverneurswahl in diesem Jahr mit Unterstützung von Koizumi, verlor aber gegen Yoichi Masuzoe. Hosokawa und Koizumi planen Anti-Atom-Kandidaten bei der im Herbst anstehenden Gouverneurswahl in der Präfektur Fukushima und den bundesweiten Kommunalwahlen nächstes Frühjahr zu unterstützen.