ATOM-Energie-Newsletter vom 15. März 2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
in diesem Newsletter finden Sie Informationen zum Anstieg der Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen in Japan, zur Verbrennung von Atomkraftwerks-Abfällen bei Ulm und zum Atom- und Kohleausstieg.
Wir danken an dieser Stelle den 2.134 Ärztinnen und Ärzten sowie Förderern der IPPNW, die die Anzeige "Energiewende ohne Atom und Kohle" am 11.03.2019 in der Süddeutschen Zeitung ermöglicht haben. Unser Dank gilt ferner Dr. Winfrid Eisenberg, der auch in diesem Jahr die Federführung für diese Anzeige inne hatte.
Aktuell verweisen wir ferner auf die internationale Informationskampagne "Tokyo 2020 - The Radioactive Olympics" anlässlich der Olympischen Spiele in Japan.
Mit freundlichen Grüßen
Henrik Paulitz und Dr. Alex Rosen
15-faches Risiko für Schilddrüsenkrebs
Ayotos Mutter sammelt alle Unterlagen über Untersuchungen und Strahlenbelastung ihres Sohnes, Foto: Ian Thomas Ash
Acht Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben Japaner, die in der Präfektur Kinder waren als sich der Super-GAU ereignete, ein mindestens 15-faches Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Darauf weist die Ärzteorganisation IPPNW anlässlich des achten Jahrestages der atomaren Katastrophe hin. Laut der Datenbank des Japanischen Krebsregisters betrug die Neuerkrankungsrate von kindlichem Schilddrüsenkrebs in Japan vor der Atomkatastrophe rund 0,35 pro 100.000 Kinder pro Jahr. Bei einer Bevölkerung von rund 360.000 Kindern wären in der Präfektur Fukushima somit ca. eine einzige Neuerkrankung pro Jahr zu erwarten gewesen, also etwa acht Neuerkrankungen seit Beginn der Atomkatastrophe im März 2011.
Weiterlesen:
- Pressemitteilung vom 7. März 2019
- 15-faches Risiko für Schilddrüsenkrebs - Hintergrundinformationen
- Fukushima: das atomare Zeitalter beenden
IPPNW protestiert gegen die Verbrennung von Atomkraftwerks-Abfällen
Atomkraftwerk Gundremmingen, Foto: By Myratz (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Die Ulmer Ärzteinitiative/IPPNW hat sich in einer Stellungnahme gegen die Verbrennung von Müll aus dem Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen ausgesprochen. Wie erst jetzt bekannt wurde, wird seit 2016 so genannter "freigemessener" Müll aus dem Atommeiler südöstlich von Ulm im Weißenhorner Müllheizkraftwerk entsorgt. Das bayerische Landesamt für Umwelt hält die Verbrennung der Abfälle für ungefährlich, da dies zu einer Strahlenbelastung von Einzelpersonen in der Bevölkerung von maximal 10 Mikrosievert pro Jahr führe. Der Sprecher der Ulmer Ärzteinitiative, IPPNW-Arzt Reinhold Thiel, hält es hingegen nicht für akzeptabel, "dass radioaktiv belastetes AKW-Abrissmaterial über alle unsere Köpfe hinweg in der Luft verteilt wird. Eine Müllverbrennung kann keine Radioaktivität aus der Welt schaffen. Die im Abrissmaterial noch vorhandenen radioaktiven Partikel werden nur neu in der Umgebung verteilt", kritisiert Thiel.
Weiterlesen:
- Ulmer Ärzteinitiative: Müllverbrennung von radioaktiv belastetetem AKW-Abriss-Material
- Interview mit IPPNW-Arzt Reinhold Thiel (Südwestpresse 07.02.2019)
- Freigabe radioaktiven Materials beim AKW-Abriss - Dauerhafter Einschluss statt Rückbau?
- Gefahren ionisierender Strahlung
Energiewende ohne Kohle und Atom
Stromversorgung, Foto: Löwe 48 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
Mit einer großen Anzeige in der Süddeutschen Zeitung erinnern 2.134 Ärztinnen und Ärzte sowie Förderer der IPPNW an die Atomkatastrophe in Japan vor acht Jahren. Sie fordern eine "kluge" Fortsetzung der Energiewende: Erneuerbare Energien benötigen die Markteinführung von Langzeitspeichern sowie zur Wiederverstromung der gespeicherten Energie moderne, kommunale Gaskraftwerke und Blockheizkraftwerke.
Weiterlesen:
- IPPNW-Anzeige Süddeutsche Zeitung 11.03.2019
- Neue Stromtrassen für den Import von Kohle- und Atomstrom?
Kohlekommission: Stromversorgung mit Erneuerbaren und Gaskraftwerken
Heizkraftwerk Lichterfelde, Berlin, am Standort ist ein Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk zur Strom- und Fernwärmeproduktion in Bau, Foto: Claas Augner [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
Die so genannte Kohlekommission der Bundesregierung empfiehlt in ihrem Abschlussbericht vom Januar 2019 einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland soll demnach spätestens 2038 vom Netz gehen. Anstelle von Kohle und Atom soll sich die Stromversorgung Deutschlands künftig auf Erdgas und erneuerbare Energien sowie vermutlich auf Stromimporte stützen. Dies umzusetzen, stellt eine große Herausforderung dar.
Weiterlesen:
- Kohlekommission: Stromversorgung mit Erneuerbaren und Gaskraftwerken
Studie: Vermehrte Atom- und Kohlestromimporte
Französisches Atomkraftwerk Cattenom, Foto: Maarten Sepp [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
Eine Studie im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft vom Dezember 2018 zeigt: Vor Jahren schon kurzfristig befürchtete Stromversorgungsengpässe werden bis 2025 vor allem deswegen nicht mehr erwartet, weil der Kraftwerkspark in den Nachbarländern weniger stark - als noch vor Jahren angenommen - dezimiert wird. Das liegt insbesondere am längeren Betrieb von Atomkraftwerken in Frankreich und einer längeren Betriebsdauer der Kohlekraftwerke in Polen. Das aber heißt: Der Atom- und Kohleausstieg und somit die „Energiewende“ in Deutschland wird durch vermehrte Atom- und Kohlestromimporte konterkariert.
Weiterlesen:
- Studie: Vermehrte Atom- und Kohlestromimporte
Helfen Sie mit
Abschließend hätten wir noch folgende Bitte: Leiten Sie diesen ATOM-Energie-Newsletter an Interessierte weiter. Und: Der Newsletter kann kostenlos abonniert werden, über dieses Formular.