Atomenergie-Newsletter vom 15. November 2021
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
erstmals waren zur Klimakonferenz in Glasgow drei IPPNW-Vertreter:innen angereist. Pünktlich zum Ende der COP wollen wir Ihnen daher einen Einblick in unsere Arbeit vor Ort gewähren, und insbesondere in die Geschehnisse der letzten 14 Tage.
Weiter soll es in diesem Newsletter auch um die neuesten Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gehen, der zuletzt am Dienstag in einer TV-Ansprache die ersten AKW-Neubauten seit Jahrzehnten in Frankreich angekündigt hat. Was Inhalt und Timing seiner Aussagen verraten analysieren wir in Kurzform.
Auch die EU-Taxonomie lässt uns in diesem Monat nicht los. Nachdem es so schien als würde Deutschland sein Veto gegen die Aufnahme von Atomenergie aufgeben, regt sich doch Widerstand – in Deutschland und der EU!
Die Entscheidung könnte noch Ende diesen Jahres fallen.
Apropos Arbeit gegen Greenwashing: zum Schluss möchten wir Sie auf den Strom- und Gasrechner „vergleich dich grün“ hinweisen. Als Trägerverband engagiert sich die IPPNW auch hier für die Energiewende.
Angenehme Lektüre und ein erholsames Jahresende wünscht,
Paul-Marie Manière
Referent für Atomausstieg, Energiewende und Klima – IPPNW
P.S.: Wie immer gilt – leiten Sei diesen Newsletter gerne an Bekannte oder interessierte weiter!
Auf der diesjährigen Weltklimakonferenz in Glasgow war die IPPNW Deutschland erstmals mit drei Vertreter:innen anwesend. Dank der Zusammenarbeit im Bündnis Don’t Nuke The Climate und dem Nuclear Information and Resource Service (NIRS), bekam Angelika Claußen offiziellen Zugang zur Klimakonferenz, und setzte auf verschiedenen Pressekonferenzen Akzente zur Arbeit der IPPNW. Dabei bildeten vor allem der CO2 Stiefelabdruck des Militärs, sowie die zivil-militärischen Verbindungen der Atomenergie die Hauptbotschaften. Über die Medizinstudierendenorganisation IFMSA kam Leonie Maier zur Klimakonferenz und konnte so ebenfalls von innen berichten, während Klimareferent Paul-Marie Manière vor allem über die Lage und Proteste außerhalb des COP-Geländes live berichten konnte.
Lesen Sie hier unseren Bericht von vor Ort!
Atomenergie deckt, so hört man oft, drei Viertel des französischen Strombedarfs. Tatsächlich ist der Anteil der Atomenergie im französischen Strommix 2020 aber ‚nur noch‘ 67,1% gewesen, also knapp zwei Drittel. Für die einen mag dieser Unterschied marginal sein, für ein Land das so sehr auf Atomenergie setzt, ist dieser Rückgang aber beachtlich.
In einer TV-Ansprache am 9. November hat der französische Präsident fast nebenbei angekündigt, dass er sechs neue Reaktoren bauen möchte. Tatsächlich scheint Atomenergie zu einem wahlkampfprägenden Thema zu werden. So häufen sich in den letzten Wochen die Äußerungen der französischen Präsidentschaftsanwärter:innen zur Atomenergie. Insbesondere die Kandidat*innen Mitte und Rechts des politischen Spektrums überbieten sich mit realitätsfernen Fantasiezahlen, sprechen von drei bis zehn neuen Reaktoren.
Auch wenn auf dem gerade zu Ende gegangenen Weltklimagipfel vollmundige Ankündigungen gemacht wurden, klar ist: mit Klimaschutz hat das alles nichts zu tun.
In der Debatte um die Aufnahme von Gas und Atomenergie in die EU-Taxonomie, überschlagen sich die Ereignisse. Nachdem es Ende Oktober so schien als hätte die scheidende Bundeskanzlerin ihr Veto aufgegeben, verneinten das auf Nachfrage auch öffentlich mehrere Stimmen in der Regierung. Auf der COP in Glasgow hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze zusammen mit vier weiteren EU-Umweltminister:innen sogar ein gemeinsames Statement gegen die Aufnahme von Atomkraft unterschrieben!
Nun rührt sich auch in Europa der Widerstand, und das Ziel unserer Bemühungen ist klar: Olaf Scholz.
129 Organisationen aus ganz Europa, darunter auch die IPPNW, veröffentlichten heute einen offenen Brief an den scheidenden Finanzminister und künftigen Bundeskanzler.
Am Donnerstag dem 18.11. wird um 10h vor dem Willy-Brandt-Haus in Berlin eine Bündnisaktion stattfinden, um Olaf Scholz weiter Druck zu machen. Kommt gerne dazu!
Zum Abschluss möchten wir auf den Strom- und Gasrechner vom Grüner Strom Label e.V. hinweisen:
Wozu ein weiteres Portal, wo es doch schon einige Online-Vergleichsportale für Strom- und Gastarife gibt?
Auf den meisten herkömmlichen Portalen wird meist nur nach dem Preis geschaut, und auch bei Ökostromtarifen werden Zertifizierungen nicht beachtet! So dass Greenwashing Tür und Tor geöffnet wird.
Unsere Vision (die IPPNW ist Grüner Strom Label Trägerverband) ist eine 100 % erneuerbare Energieversorgung in allen Sektoren und auf allen Ebenen. Die Energieversorgung soll naturverträglich, dezentral, bürgernah, gemeinwohlorientiert, fair und schadstofffrei sein. Unser Ziel ist es Verbraucher*innen mit diesem Portal einen unabhängigen Vergleich hochwertiger, grüner Energieprodukte zu ermöglichen. Transparent, unabhängig und ohne finanziellen Nutzen.
Leiten Sie diesen Rechner gerne an Bekannte weiter!