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IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.01.2014

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

das Grundwasser am japanischen Unglücks-AKW Fukushima strahlt immer stärker. In Proben aus einem technischen Brunnen wurden Werte von 2,1 Millionen Becquerel pro Liter gemessen, wie der Betreiber Tepco Ende Dezember 2013 mitteilte. Seit Mitte November haben sich die Werte damit mehr als verdoppelt. Darüberhinaus berichtete tagesschau.de, dass 71 US-Marinesoldaten des Flugzeugträgers "US Ronald Reagan", der sich unmittelbar nach der atomaren Katastrophe von Fukushima vor der Küste Japans befand, um den Tsunami-Opfern zu helfen, schwer erkrankt seien – an Krebs, Schilddrüsen-Erkrankungen, Gebärmutterblutungen und anderen Leiden, die mit akuter Strahlenkontamination in Verbindung gebracht werden können. Ein Teil von ihnen verklagt Tepco jetzt vor Gericht.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Wilmen

Folgen von Atomkatastrophen für Natur und Mensch

Junge Frau nach einer Schilddrüsenkrebs Operation, Gomel/Weißrussland, Foto: Hermine Oberück

Die Atomkatastrophen von Tschernobyl, Fukushima und anderen Orten haben gravierende Auswirkungen auf die Menschen, die Natur und die Gesellschaft. Über das jeweilige Ausmaß der Schäden gehen die Meinungen auseinander. Vertreter von UN-Organisationen wie die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Wissenschaftliche Komitee der UN für die Folgen von Strahlen (UNSCEAR) behaupten, es bestünde keine Gefahr für die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung. Demgegenüber kommen die Untersuchungen von Ärzten und anderen Wissenschaftlern, die von der Atom-Lobby unabhängig sind, zum Ergebnis, dass atomare Verstrahlung schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge hat. Auf einer internationalen Tagung "Folgen von Atomkatastrophen für Natur und Mensch" vom 4.-7. März 2014 in Arnoldshain werden sich Ärzte und Wissenschaftler mit den Folgen der atomaren Niedrigstrahlung befassen. Dazu laden wir Sie herzlich ein.

Was ist los im Pazifik?

Sardinenschwarm im Pazifik. Foto: Wikipedia, Kelp Forest Exhibit Modeling Project, Brutzman, Donald P. et al., Naval Postgraduate School, Monterey California, January 1999

In den vergangenen Wochen gab es wiederholt beunruhigende Meldungen über die pazifische Tierwelt. So wird berichtet, dass an der kanadischen Westküste eine Fischereiflotte für Sardinenfischerei in diesem Jahr ohne eine einzige Sardine zurückgekommen ist. Der Walforscher Jim Darling von der Pacific Wildlife Foundation berichtet, dass normalerweise im Sommer hunderte von Buckelwalen von Vancouver Island zu sehen sind, in diesem Jahr wären sie nur selten beobachtet worden. Wissenschaftler aus Kanada, den USA und Mexiko trafen sich, um nach Erklärungen für das Ausbleiben der Sardinen zu suchen. Ob ein Zusammenhang zur anhaltenden Kontamination des Ozeans durch Atomabfälle aus Fukushima oder dem radioaktiven Niederschlag besteht, der nach den Kernschmelzen zu knapp 80% über dem Pazifik erfolgte, ist derzeit noch ungewiss, muss aber ernsthaft in Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn man die Studien zu den direkten Folgen von Radioaktivität auf die Fauna rund um Tschernobyl und Fukushima ernst nimmt.

Olympia 2020: Sportler sollen nahe havariertem AKW wohnen

Hauptgebäude des J-Village, Foto: Wikipedia

Seit Beginn der Katastrophe von Fukushima waren die Kraftwerksarbeiter des AKW Fukushima Daiichi in 20 Kilometer Entfernung im sogenannten „J-Village“ untergebracht. Zu den Olympischen Spielen im Jahr 2020 sollen sie nun Sportlern weichen. Das berichten die Nachrichtenagenturen Kyodo und jiji am 25. November 2013 unter Berufung auf Quellen innerhalb der AKW-Betreiberfirma Tepco. Ursprünglich handelte es sich bei der 1997 gebauten Anlage um die größte Sportanlage Japans, auf der auch die Fußball-Nationalmannschaft des Landes trainierte. Im Zuge der Katastrophe im März 2011 wurde das Gelände geräumt.

Ärzte zeigen: Krebserkrankungen schon nach niedrigen Strahlendosen

Computertomograph, Foto: Wikipedia

Seit langem warnen Wissenschaftler und Ärzte vor den Folgen ionisierender Strahlung für die menschliche Gesundheit. Eine im British Medical Journal im Mai 2013 veröffentlichte Studie dokumentiert die Risiken der Computertomographie: Patienten, die durch CT-Untersuchungen Strahlendosen von durchschnittlich 4,5 Millisievert ausgesetzt waren, hatten im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt eine um 24% erhöhte Krebsrate. Mit jeder weiteren CT-Untersuchung stieg die Rate um weitere 16% an.

Ein Fukushima-Lesebuch

Lesebuch Fukushima von Lisette Gebhardt und Steffi Richter.

Zum Umweltbuch des Monats Dezember 2013 wählte die Deutsche Umweltstiftung das von Lisette Gebhardt und Steffi Richter herausgegebene „Lesebuch ‚Fukushima’“. Es umfasst in vier Abschnitten 23 Beiträge, ein kleines Atom- und Strahlen-Vokabular Japanisch-Deutsch, ein Namens- und ein sehr ausführliches Sachregister. Die Beiträge sind teils Übersetzungen oder Zusammenfassungen aus dem Japanischen, teils Darstellungen und Analysen auf der Grundlage japanischer Bücher und zahlreicher Internetquellen. Die Autorinnen und Autoren arbeiteten am Projekt „Textinitiative Fukushima“ der japanologischen Institute in Frankfurt am Main und Leipzig mit. (aus Strahlentelex Nr. 648-649/2014)