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IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.01.2015

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

während es in Fukushima offenbar gelang, das Abklingbecken in Fuksuhima-4 von ausgebrannten Brennstäben zu leeren, bleiben die Informationen und Daten über radioaktive Freisetzungen und die gesundheitlichen Folgen für die betroffene Bevölkerung nach wie vor vage. Besorgniserregende Anhaltspunkte ergeben sich durch die kürzliche Veröffentlichung der neuen Ergebnisse der Schilddrüsen-Reihenuntersuchungen in Fukushima. Mit diesem Newsletter nehmen wir auch die Atompolitik in Japan und die Situation der Fischerei in Fukushima in den Blick.

Mit freundlichen Grüßen

Henrik Paulitz und Alex Rosen 

Neue Daten zur Zysten, Knoten und Schilddrüsenkrebs

Schilddrüsenuntersuchung in der Fukushima Collaborative Clinic, Foto: Ian Thomas Ash

In Fukushima wurden am 25. Dezember 2014 die neuesten Daten der Schilddrüsen-Reihenuntersuchungen veröffentlicht. Sie deuten erstmals auf einen Anstieg der Neuerkrankungen von Schilddrüsenkrebs bei Kindern in der Präfektur Fukushima hin. Im Rahmen des ersten "Screenings" wurde bereits bei 84 Kindern Schilddrüsenkrebs festgestellt, der zum Teil bereits Metastasen gebildet hatte. Bei 24 Kindern bestand auf Grund pathologischer Biopsieergebnisse ein akuter Krebsverdacht. In den nun begonnenen Nachuntersuchungen wurde jetzt die Zunahme von Zysten und Knoten festgestellt und vier neue Krebs-Verdachtsfälle registriert.

Ringen um die Atompolitik in Japan

Eines von 54 japanischen Atomanlagen: Das japanische Atomkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa.

In Japan tobt ein Machtkampf um die Zukunft der Atomenergie. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurden in den vergangenen Jahren nach und nach alle 54 Atomreaktoren vom Netz genommen. Die Zukunft der Atomenergie in Japan ist völlig ungewiss. Die kürzlich erst im Amt bestätigte Abe-Regierung hält zwar weiter offiziell an ihrem umfassenden Pro-Atom-Kurs fest, an der tatsächlichen Umsetzung darf allerdings gezweifelt werden.

    Fisch-Fang-Verbot an Pazifik-Küsten

    Jegliches Fischen entlang der ost-japanischen Küste südlich von Fukushima bleibt weiterhin verboten.

    Jegliches Fischen entlang der ost-japanischen Küste südlich von Fukushima bleibt weiterhin verboten. Seit 2011 haben drei Viertel der 1.800 Berufsfischer aufgegeben. Ein paar wenige fahren im Auftrag des Fischereiministeriums und des neuen Instituts für Umweltradioaktivität der Universität Fukushima aufs Meer – zu Forschungszwecken. Nach Angaben des Instituts sollen noch immer ein Viertel einer Barsch-Art („Shiromebaru“, Sebastes cheni) den japanischen Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilogramm zum Teil erheblich übertreffen. Der Zusammenhang zwischen dem Radioaktivitätsgehalt des Meerwassers und den hohen Kontaminationswerten der gefangenen Fische ist bislang ungeklärt (Stx 672-673/01.2015). Dazu Dr. Alex Rosen, Kinderarzt aus Berlin und Mitglied des IPPNW-Vorstands: „Wir sprechen bei der radioaktiven Kontamination des Ozeans vor allem von den radioaktiven Isotopen Cäsium-134 und Cäsium-137, aber auch seltenere gefährliche Stoffe wie Strontium-89 und -90 spielen eine Rolle. All diese strahlenden Partikel, die weiterhin täglich von Fukushima Dai-ichi ins Meer gelangen, werden dort von Meerestieren und -pflanzen aufgenommen und verstoffwechselt. Sie können daher in der Nahrungskette akkumulieren, wenn beispielsweise kleine Fische radioaktiven Plankton fressen und diese wiederum in großen Mengen von größeren Raubfischen gefressen werden. Das Ende der Nahrungskette bildet üblicherweise der Mensch, der dann die großen Fische verzehrt. Die japanischen Nahrungsmittelproben sind relativ fortschrittlich und die Grenzwerte sogar strenger als die in der EU – dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass Menschen erhöhten Strahlenwerten durch den Verzehr von Meerespreodukten ausgesetzt werden. Dies wird noch für viele Jahre ein großes Problem für die Menschen in der Region darstellen – Fischer, wie auch Konsumenten.“