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IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.09.2015

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ende August wurden in Japan neue Daten zu kindlichen Schilddrüsenkrebsfällen in Fukushima veröffentlicht, die erneut für einen kausalen Zusammenhang zu den Kernschmelzen 2011 sprechen. In diesem Newsletter stellen wir die neuen Ergebnisse vor und diskutieren deren Relevanz. Thema ist weiterhin der Atommüll, der in Japan wie in Deutschland und allen anderen Atomstaaten ein ungelöstes Problem darstellt und zukünftige Generationen vor große Herausforderungen stellt.

Zudem stellen wir die neueste Arbeit des Strahlenschutzexperten Dr. Ian Fairlie vor, der eine Abschätzung der gesundheitlichen Folgen von Fukushima vorgenommen hat – zum Teil mit erstaunlichen Erkenntnissen. Nur wenigen dürfte beispielsweise bekannt gewesen sein, dass etwa 2.000 Menschen infolge der Evakuierungen aus den hoch verstrahlten Gebieten gestorben sein sollen. In einer weiteren Nachricht geht es um das  "Pilotprojekt" der Regierung, evakuierte Menschen wieder in dem Ort Nahara in der 20km-Sperrzone anzusiedeln – ein gefährliches Unterfangen, da trotz Dekontaminationsbemühungen relevante Strahlen-Hotspots verbleiben und mit erhöhten Strahlenbelastungen zu rechnen ist.

Wir hoffen, Sie durch diesen Newsletter wie immer mit den relevantesten neuen Informationen aus Japan versorgen zu können und freuen uns selbstverständlich über Ihr Feedback und Ihre Kommentare.

Mit freundlichen Grüßen

Henrik Paulitz und Dr. med. Alex Rosen

Besorgniserregende Zahl neuer Schilddrüsenkrebsfälle in Fukushima

Japanischer Junge mit den Ergebnissen seiner Schilddrüsenuntersuchung, Foto: Ian Thomas Ash

Die neuesten Daten der Schilddrüsenuntersuchungen in Fukushima bestätigen einen besorgniserregenden Anstieg der Neuerkrankungen von Schilddrüsenkrebs bei Kindern. Insgesamt mussten bereits 104 Kinder wegen metastasierten oder stark wachsenden Krebsgeschwüren in ihren Schilddrüsen operiert werden, bei weiteren 33 besteht weiter akuter Krebsverdacht. Da mittlerweile knapp 154.000 Kinder zwei Jahre nach ihrer Erstuntersuchung reevaluiert wurden und mindestens 6 neue Fälle gefunden wurden, kann nun auch eine Aussage zur Neuerkrankungsrate gemacht werden. Mehr

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Japans Sorgen mit dem Atommüll

Lager für kontaminierte Erde. Foto: Patrick Schmidt

Auch in Japan ist die Entsorgung des hoch radioaktiven Atommülls nicht gelöst. Während ein einziges japanisches Atomkraftwerk in Sendai wieder in Betrieb genommen wurde, bemüht sich die Regierung darum, ein Endlager für den hoch radioaktiven Atommüll zu finden.

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Neuabschätzung der Fukushima-Folgen

Strahlenschutz-Experte Dr. Ian Fairlie

Der britische Strahlenschutz-Experte Dr. Ian Fairlie hat im „Ecologist“ eine neue Abschätzung der gesundheitlichen Folgen von Fukushima vorgenommen. Fairlie zufolge starben rund 2000 Menschen infolge der notwendigen Evakuierungen aus den hoch verstrahlten Gebieten. Er verweist darauf, dass 12.000 Arbeiter hohen Strahlenbelastungen von bis zu 250 mSv ausgesetzt wurden. Zudem sei im Dezember 2011 die Zahl der Lebendgeburten vermindert und 2012 die Kindersterblichkeitsrate erhöht gewesen.

Auf Grundlage der von UNSCEAR geschätzten Kollektivdosis von 48.000 Personen-Sievert rechnet Farlie in Zukunft mit ca. 5.000 zusätzlichen Krebserkrankungen. Er verwendet dabei einen sehr konservativen Risikofaktor. Die IPPNW errechnete auf der Basis derselben Kollektivdosis aber unter Verwendung realistischerer Risikofaktoren zwischen 8.600 bis 19.200 zusätzliche Krebserkrankungen.

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Zurück in die Sperrzone?

Temporary Housings. Foto: Patrick Schmidt

Viereinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat die japanische Regierung am Samstag erstmals die Evakuierungsanordnung für einen der Orte aufgehoben. Damit könnten rund 7.400 Menschen, die nach dem Gau am 11. März 2011 fliehen mussten, in die Stadt Naraha nahe der Atomruine zurückkehren. Medienberichten zufolge wollen zurzeit allerdings nur wenige heimkehren, vor allem, da in Teilen der Stadt, die nur etwa 15 km südlich des havarierten Atomkraftwerks steht, noch relevante Strahlen-Hotspots zu finden sind. Die Rückkehrer sind einer deutlich erhöhten Strahlenbelastung von bis zu 20 Millisievert (mSv) pro Jahr ausgesetzt. Einer solchen Strahlung dürfen in Deutschland nur erwachsene Nukleararbeiter ausgesetzt werden – nicht aber Kinder. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Strahlenbelastung von jährlich 10 mSv über 10 Jahre hinweg müsste bei 7.400 Rückkehrern mit 150 bis 300 zusätzlichen Krebserkrankungen gerechnet werden (Risikofaktor 0,2/Sv bzw. 0,4/Sv). Die tatsächliche Strahlenbelastung der kommenden Jahre ist nur schwer prognostizierbar. Trotz der Dekontaminierungsarbeiten finden sich an vielen Stellen "Hot Spots" (Orte mit erhöhter Strahlung). Darüber hinaus besteht das Risiko der Rekontamination durch die umliegenden Wälder und Berge.

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