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IPPNW

Fukushima-Newsletter vom 11.08.2011

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

an dem japanischen Katastrophen-Reaktor Fukushima ist Anfang dieses Monats eine tödliche Strahlung von mehr als 10 Sievert pro Stunde gemessen worden. Das hatte der AKW-Betreiber Tepco mitgeteilt. Die genaue Stärke der Strahlung ist unbekannt, weil sie die Skalen auf den Messgeräten sprengt. Radioaktive Hotspots werden aber sogar in einer Entfernung von 200 km von der Reaktorunfallstelle gemessen, z.B. in Kashiwa, einem Vorort von Tokio. Am 15. August veranstalten die IPPNW und die Gesellschaft für Strahlenschutz eine Pressekonferenz gemeinsam mit Vertretern des Projekts 47 aus Fukushima, die in jeder Präfektur unabhängige Bürgermessstellen errichten wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Wilmen

Unabhängige Messstellen für Japan

Bürgerinnen und Bürger in Japan gründeten das Projekt 47: In jeder Präfektur soll eine Messstelle für Bürger (CRMS: City Zens´ Radioactivity Measuring Station) errichtet werden. In Japan gibt es insgesamt 47 Präfekturen, und die erste Messstelle ist bereits in der Stadt Fukushima errichtet worden. In der Messstelle soll die radioaktive Verseuchung von Lebensmitteln gemessen werden, wie das nach Tschernobyl rund 40 Bürgerinitiativen im deutschsprachigen Raum ebenfalls taten. Dem Projekt fehlen aber noch Messgeräte. Ein Gammamessplatz zur Messung von Nahrungsmittelbelastungen mit ausreichender Nachweisgrenze kostet heute rund 30.000,- Euro. Das wird dringend benötigt.  

Radioaktives Rindfleisch und radioaktiver Tee in Japan

In Japan ist radioaktiv stark belastetes Rindfleisch aus der Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima auf den Markt gelangt. Das Problem ist jedoch nicht auf Erzeugnisse aus der Präfektur Fukushima beschränkt, sondern betrifft auch weiter südlich von Tokio gelegene Gebiete. Neueren Zahlen des japanischen Landwirtschaftsministeriums zufolge sind mittlerweile mehr als 2.900 Fälle bekannt, in denen Rinder mit stark radioaktiv belastetem Heu gefüttert worden sind. Das Fleisch dieser Tiere sei in 46 der 47 japanischen Präfekturen geliefert worden. Cäsium-Belastungen über den Grenzwerten wurden in Tokio Meldungen des Gesundheitsministeriums zufolge auch in Tee gefunden, sowie in Milch, Pflaumen, Algen und Fischen. Die Fundorte lagen bis zu 360 Kilometer von Fukushima Dai-ichi entfernt. 

Auswirkungen auf den Pazifik und die Nahrungsketten

Die nukleare Katastrophe von Fukushima ist auch lange nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 nicht unter Kontrolle. Große Mengen Radioaktivität werden nach wie vor freigesetzt, wodurch nicht nur weite Landstriche unbewohnbar gemacht werden, sondern auch die Luft und das Wasser des Pazifiks vor der Ostküste Japans betroffen sind. Die Informationspolitik der Betreibergesellschaft TEPCO und der japanischen Regierung sowie die dürftige Datenlage und fehlende Erfahrungswerte machen eine Einschätzung der Verbreitung und der Gefährdung durch die freigesetzte Radioaktivität nach wie vor sehr schwierig. Langfristige und weitreichende Auswirkungen können aber erwartet werden.

Gedenken an alle Strahlenopfer der nuklearen Kette

Anlässlich der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hat die ärztliche Friedensorganisation IPPNW an alle Strahlenopfer der nuklearen Kette vom Uranabbau über den "Normalbetrieb" der Atomkraftwerke, den Einsatz und das Testen von Atomwaffen bis hin zur ungelösten Atommüllendlagerung erinnert. In bundesweit 74 Veranstaltungen wird an den Jahrestagen der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 dem bis heute unvergleichlichen sofortigen Tod von Hunderttausenden von Menschen* gedacht. mehr