21.12.2023
Atomenergie-Newsletter vom 21. Dezember 2023
Liebe Freundinnen und Freunde,
es ist Klimakrise. 2023 wird als das heißeste der letzten 125.000 Jahre enden. Von Extremwetterereignissen, Überschwemmungen, Waldbränden, Stürmen und Hitzewellen gezeichnet, macht dieses Jahr einmal mehr deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Unterdessen sind die globalen CO2-Emissionen in 2023 erneut gestiegen und mit 36,8 Milliarden Tonnen so hoch wie nie zuvor. Vor diesem Hintergrund scheint einigen die Behauptung einer vermeintlich CO2-armen Energiequelle als einfachem technologischem Ausweg, als der die Atomkraft bei der COP28 angepriesen wurde, verlockend. Nur kann und wird sie dieses falsche Versprechen nicht halten. Dass wir diese Einsicht im Angesicht der eskalierenden Klimakrise immer wieder betonen müssen mag ermüdend sein, ist aber weiterhin nötig! Man muss unterdessen nicht über jedes Stöckchen springen, das einem von Atomkraftbefürworter*innen hingehalten wird. Wenn etwa die CDU in ihr neues Grundsatzprogramm schreibt, Deutschland könne zurzeit nicht auf die Option Atomkraft verzichten, muss man sie nicht mit gesteigerter Aufmerksamkeit dafür belohnen. Die Lektüre des kürzlich erschienen World Nuclear Industry Status Report 2023 belegt eindrücklich, wie weit entfernt von allen Fakten diese Behauptung auf dem Boden der Realität aufschlägt. Vielmehr dürfen wir uns auf das erste Weihnachten seit vielen Jahrzehnten ohne deutsche AKW freuen.
Kraft und Ruhe in den vielen, teils hitzigen Debatten, eine schöne Weihnachtszeit, guten Rutsch und viel Freude beim Lesen wünscht
Patrick Schukalla - Referent für Atomausstieg, Energiewende und Klima
© World Nuclear Industry Status Report
Während des Klimagipfels stellten sich 22 Länder hinter eine Absichtserklärung, die eine Verdreifachung der AKW-Kapazitäten bis 2050 anstrebt. Die Daten und Analysen des neusten World Nuclear Industry Status Report 2023 zeigen überdeutlich, wie unrealistisch und wie wenig hilfreich diese Absichten für den Klimaschutz sind. Der Herausgeber und Mitautor des Reports Mycle Schneider erkennt in der Ausgabe solch unrealistischer Zielmarken den Einzug eines „Trumpismus in die Energiepolitik“.
Ob strahlungsverursachte Mutationen bzw. die durch sie verursachten Krankheiten transgenerational vererbbar seien, wie wir es als IPPNW bisher vertreten haben, ist nun erneut Gegenstand der Diskussion geworden. Der IPPNW-Arbeitskreises Atomenergie nimmt hierzu nun Stellung und erläutert seine Kritik an Methodik und den Schlussfolgerungen einer bei Science erschienen Studie. Vor dem Hintergrund der Kritik schlägt der Arbeitskreis eine Anpassung der Methodik vor, um der Frage nach einer Verwertbarkeit strahlungsverursachter Krankheiten auf den Grund zu gehen.
Foto: IAEA / Greg Webb
Die Gefahr eines Atomunfalles in Saporischschja gerät angesichts globaler Krisen und neuer Kriege immer wieder in den Hintergrund. Dabei spitze sich die Situation aufgrund eines erneuten Ausfalls der externen Stromversorgung erst Anfang Dezember erneut zu. IPPNW Vorstandsmitglied Ute Rippel-Lau verfolgt die Geschehnisse am größten AKW Europas, das sich weiterhin mitten im Kriegsgeschehen in der Ukraine befindet und vom russischen Militär besetzt gehalten wird, mit besonderer Aufmerksamkeit. Hier macht sie auf die weiterhin prekäre Lage in Saporischschja aufmerksam.
Foto: umweltfairaendern.de
Das Bundesumweltministerium hat die Planungen für eine Art bundesweites Eingangslager für Schacht Konrad beendet. Als Standort für ein solches Lager, in dem der leicht- und mittelradioaktive Atommüll für die Untertageverbringung im Schacht Konrad sortiert und vorbereitet werden sollte, war ein Gelände am ehemaligen AKW Standort in Würgassen vorgesehen.
Ein Beitrag von Dirk Seifert.
Jan Haaken. Foto: privat
„Die Werbung für SMRs hat eine Aura von irreführender Verspieltheit. Die Entwürfe sehen aus wie Lego-Baukästen und distanzieren sich in ihrer Bildsprache bewusst von den alten Reaktortürmen,“ sagt Jan Haaken im Interview mit der IPPNW. Jan ist emeritierte Professorin für Psychologie an der Portland State University und Dokumentarfilmerin. In ihrem neusten Film klärt sie über den Mythos der „Mini-AKW“ auf und bietet einen Einblick in den Stand der Dinge um die sogenannten Small Modular Reactors und in die Debatte in den USA.
Im Januar werden wir daran erinnert, dass der deutsche Atomausstieg mit dem Ende der hiesigen AKW noch nicht vollendet ist. Im Fall der Lingener Brennelementefabrik des französischen Framatome Konzerns sind sogar Erweiterungen der Produktionskapazitäten geplant. Kommt daher am 20. Januar 2024 zur Kundgebung nach Lingen. Am 14. Januar 2023 wird in Ahaus gegen unnötige Atommülltransporte demonstriert.