13.08.2024
Atomenergie-Newsletter vom 13. August 2024
Liebe Freundinnen und Freunde,
die Auseinandersetzung um den Atomausstieg, in Deutschland und in Europa, nimmt an Schärfe zu. Davon zeugt die Debatte um die Erweiterung der Brennelementefabrik in Lingen. Dort präsentierte ANF Framatome gerade ein neues "Gutachten", mit dem der Staatskonzern seine Geschäftsinteressen durchsetzen will. Dagegen wehren sich über 11.000 Bürger*innen. Die Erörterung findet vom 19.-21. November in Lingen statt. Die IPPNW ist vor Ort dabei!
Auch die Verlängerung der Laufzeiten für 100 Uraltmeiler in 12 EU-Staaten – von denen 87 AKWs bereits eine Laufzeit von 40 Jahren und mehr haben – beschäftigt uns. Ein Schwerpunkt liegt in der Schweiz (Leibstadt, Beznau, Gösgen), ein anderer bei den 56 französischen AKW's. Ein schwerer Atomunfall im AKW Leibstadt, direkt an der Grenze zu Deutschland, stellt nicht nur für die Schweizer Bevölkerungein hohes Verstrahlungsrisiko dar, sondern ebenso für die Menschen in Baden-Württemberg.
Deshalb hat die IPPNW einen eindringlichen Brief an den Schweizer Umwelt-Bundesrat Herrn Rösti geschrieben. In diesem schließen wir uns politisch der Forderung eines rechtlichen Gesuchs von einem Bündnis aus Schweizer Antiatomverbänden an: Eine Laufzeitverlängerung über 40 Jahre hinaus nur mit Umweltprüfung (UVP) und grenzüberschreitender Öffentlichkeitsbeteiligung!
Eine gute Lektüre wünschen
Dirk Seifert (Referent für Atomausstieg), Angelika Claussen (Vorstands-vorsitzende) und Jörg Schmidt (AK Atomenergie)
Mit der Fachtagung “Nuklearer Fallout” will der Atommüllreport im Oktober in Hannover über die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen des zivil-militärischen Atomkomplexes informieren und diskutieren. Der Atommüllreport ist ein wissenschaftsorientiertes Internetportal, getragen unter anderem von einem Fachbeirat und NGOs wie der IPPNW, dem BUND, .ausgestrahlt und zahlreichen anderen. Erstmals ist auch ICAN beteiligt. Der BUND ist seit November 2022 Partner von ICAN.
Achilaos / CC BY-SA 4.0
Die Schweiz ist dabei, das AKW Leibstadt an der Grenze zu Baden-Württemberg für den Betrieb über 40 Jahre hinaus vorzubereiten. Im Dezember 1985 wurde der kritische Atomreaktor mit dem Stromnetz synchronisiert. Baubeginn war im Januar 1974. International gibt es viele Regelwerke und Rechtsvorschriften, die für so einen Fall mindestens eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und eine grenzüberschreitende Öffentlichkeitsbeteiligung verlangen. Davon aber will die Schweiz nichts wissen.
Die IPPNW unterstützt die vom Bund Naturschutz gegen den Freistaat Bayern vor dem Bayrischen Verwaltungsgerichtshof in München vorgebrachte Forderung, den weiteren Betrieb des Atomforschungsreaktors FRM II mit atomwaffenfähig angereichertem Uran-Brennstoff zu untersagen. Am Montag, 17. Juni 2024 wurde darüber vor dem 22. Senat des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs mündlich verhandelt.
Die Brennelemente-Fabrik in Lingen ist ein Sinnbild für die Doppelmoral Europas. Die geplante Erweiterung der Produktion in Lingen, durch die Zusammenarbeit des russischen Atomriesen Rosatom und des französischen Konzerns Framatome, verstärkt die europäische Abhängigkeit von der russischen Atomlobby. Mehr noch: Sie öffnet - in Zeiten des Ukraine-Krieges - Tür und Tor für Spionage und Sabotage und fördert die militärische Nutzung der Atomenergie in Frankreich und in Russland.